Sherry

Der Weiß­wein, aus dem Sherry erzeugt wird, ist flach und ziem­lich belang­los. Erst durch Aguar­dente, jenen Brannt­wein, der ihm in klei­nen Men­gen zuge­ge­ben wird, erhält er sei­nen vol­len, wür­zi­gen Geschmack und sein unnach­ahm­li­ches Feuer.
SherriesSherry exis­tiert in zahl­rei­chen Vari­an­ten. Er kann tro­cken oder voll­süß sein, dun­kel oder hell, stark oder mäßig alko­hol­reich. Man unter­schei­det zwei Grund­ty­pen: den strohgel­ben, tro­cke­nen Fino und die dunk­len Olo­roso. Diese bei­den Grund­ty­pen sind der Aus­gangs­punkt für Dut­zende von Spiel­ar­ten, in denen der Sherry auf den Markt kommt: mal als siru­par­ti­ger Likör, mal als hoch­fei­ner, in Würde gereif­ter, tro­cke­ner Wein.
Sherry-Dreieck
Im südlichsten Winkel Spaniens, dem sonnigen Andalusien, zwischen Sevilla und Cadiz liegt die Heimat des Sherrys. Nur Weine, welche aus dem sogenannten „Sherry-Dreieck“ stammen, dürfen die geschützte Ursprungsbezeichnung Jerez-Xérès-Sherry y Manzanilla de Sanlucar de Barrameda tragen. Das Hauptanbaugebiet wird durch die drei Städte Sanlucar de Barrameda, Jerez de la Frontera und El Puerto de Santa Maria abgegrenzt.
Klima und Boden

Die Kombination aus über 300 Sonnentagen im Jahr, seltenen Niederschlägen, den kühlen Meereswinden und den kalkhaltigen Kreideböden bieten beste Voraussetzungen für den Weinbau. Die kühlen Meereswinde lindern das heiße Klima und versorgen die Reben auch in den trockenen Monaten mit genügend Feuchtigkeit.

Der feinschichtige Alberiza, jener kalkhaltige Kreideboden, bietet einige Vorteile: Dank seiner lockeren Art speichert der Boden die wichtigen Frühjahrsniederschläge. Er saugt sie quasi wie ein Schwamm auf. Die Rebenwurzeln können metertief in den pulverartigen Boden vordringen und sich peu á peu mit Wasser versorgen.

Fino und Manzanilla
Der Fino ist der klas­si­sche, tro­ckene Sherry aus dem Anbau­ge­biet von Jerez de la Fron­tera, auch wenn er men­gen­mä­ßig nicht an obers­ter Stelle der Sherry-Produktion steht. Er wird zunächst wie ein nor­ma­ler Weiß­wein ver­go­ren und zum Rei­fen ins Fass gelegt. Im Fass bil­det sich dann eine grau­gelbe Flor­hefe auf der Wein­ober­flä­che, die immer wei­ter wächst. Schließ­lich legt sie sich wie ein wäch­ser­ner Film über den gan­zen Wein, so dass die­ser prak­tisch unter Luft­ab­schluß reift. Flor­hefe macht die Beson­der­heit des Sher­rys gegen­über ande­ren alko­hol­ver­stärk­ten Weiß­wei­nen aus. Sie hin­ter­läßt cha­rak­te­ris­ti­sche Geschmacks­nu­an­cen von Bit­ter­man­deln im Wein, wes­halb sie sorg­fäl­tig gepflegt wird. Zum Bei­spiel rea­giert sie emp­find­lich auf zuviel Alko­hol. Des­halb wird ein Fino-Sherry nur vor­sich­tig auf­ge­spri­tet und weist sel­ten mehr als 15 Vol. % Alko­hol auf. Ähnli­ches gilt für den Man­za­nilla, die Fino-Variante aus der benach­bar­ten Stadt San­lú­car de Bar­ra­meda an der Mün­dung des Flus­ses Gua­dal­qui­vir. Der Man­za­nilla ist im Ver­gleich zum Fino zar­ter. Die Ein­hei­mi­schen in San­lú­car trin­ken ihn zu Fisch und Langusten.
Der Amontillado
AmontilladoIn den hei­ßen anda­lu­si­schen Som­mern wird es auch in den ober­ir­di­schen Lager­hal­len der gro­ßen Sher­ry­häu­ser ziem­lich warm. Dann kann es pas­sie­ren, daß die Flor­he­fe­schicht auf dem Wein zusam­men­bricht. Flor­hefe ist näm­lich wär­me­emp­find­lich. In die­sem Fall gelangt Sau­er­stoff an den Wein und oxy­diert ihn. Der Fino wird zum Amon­til­lado. Er ent­wi­ckelt mehr Fülle und nimmt eine bern­stein­far­bene Tönung an. Ein ech­ter Amon­til­lado ist also ein ohne Flor­hefe geal­ter­ter Fino und voll­kom­men tro­cken: ein köst­li­cher Trop­fen mit fei­nem Aroma von Oran­gen und Hasel­nüs­sen. Aller­dings sind echte Amon­til­la­dos sel­ten, weil die wenigs­ten Sher­ry­ma­cher auf den zufäl­li­gen Zusam­men­bruch der Flor­hefe war­ten, son­dern die­sen bewußt för­dern. Meis­tens spri­ten sie den Fino auf 16 Vol.% auf, so dass die Hefe abstirbt. Dann wer­den sie in der Solera ver­schnit­ten und mit Vinos Dul­ces gesüßt: Süß­re­serve. Der han­dels­üb­li­che Amon­til­lado ist medium dry.
Der Oloroso
OlorosoOlo­roso ist ein Sherry ohne Flor­hefe. Der Wein wird näm­lich nach der Gärung auf 18 Vol.% ange­rei­chert, so dass diese sich gar nicht erst ent­wi­ckeln kann. Ein Olo­roso reift also unter Sau­er­stoff­kon­takt. Durch diese oxy­da­tive Aus­bau­weise erhält er seine karamellig-dunkle Farbe und den wür­zi­gen Geschmack mit Anklang an Tro­cken­früchte. Da wäh­rend des jah­re­lan­gen Aus­baus in der Solera Flüs­sig­keit ver­duns­tet (drei bis sechs Pro­zent pro Jahr und Fass), kann der Alko­hol­ge­halt bis auf über 23 Vol.% anstei­gen. Auch Olo­ro­sos sind von Natur aus tro­ckene Sher­rys. Alte, gereifte Olo­ro­sos gehö­ren sogar zu den exqui­si­tes­ten und teu­ers­ten Sher­rys über­haupt. In der Pra­xis wird jedoch der größte Teil der Olo­roso mit süßem Most ver­schnit­ten, um als Cream Sherry in die Regale der Super­märkte zu gelan­gen. PX wird diese Süß­re­serve – spa­nisch: mis­tela – genannt, nach der Traube, aus der sie gewon­nen wird: Pedro Ximé­nez. Sie war einst in Jerez weit ver­brei­tet, ist heute aber nur noch sel­ten zu fin­den. Sherry-Produzenten haben sich des­halb das Recht erstrit­ten, PX-Trauben von außer­halb ihrer Zone ver­wen­den zu dür­fen: aus dem Gebiet von Montilla-Moriles.
Das Solera-System

Solera-SystemEine Besonderheit ist das Soleraverfahren, in dem alle Sherrys ausgebaut werden. Nachdem die vergorenen Weine das erste Mal aufgespritet wurden (auf circa 15 Vol.%), werden sie in die Solera gelegt. Hier liegen mehrer Fässerreihen pyramidenartig übereinander. Für den Verkauf vorgesehenen Wein entnehmen die Kellermeister der untersten Fassreihe (Solera) jeweils eine bestimmte Menge, welche jeweils mit dem jüngeren Wein aus der oberen Reihe (Criadera) wieder aufgefüllt wird. In die oberste Fassreihe kommt der Jungwein! Sherry ist somit in der Regel immer eine Jahrgangscuvée, in dem sich manchmal noch kleinste Anteile jahrzehntealter Sherrys befinden.

Um die Entstehung der Solera ranken sich viele Mythen, wahrscheinlich ist es jedoch aus der Not heraus entstanden. Aufgrund vorausgegangener Absatzschwierigkeiten peppten eineige Bodegas ihre alten Weine mit jüngeren etwas auf. Diese Methode birgt den Vorteil, dass die Bodegas Weine mit gleichem Geschmacksbild produzieren können.

Dies ist auch ein Grund, weswegen Jahrgangssherrys zu den beliebtesten Raritäten in der Weinwelt gehören.

Palo Cortado
Rarer, hoch­klas­si­ger Sherry-Typ, aus einem Quer­ver­schnitt meh­re­rer klei­ner Par­tien Olo­ro­sos aus der Solera ent­stan­den. Sel­ten zu fin­den, weil Sherry nor­ma­ler­weise ent­we­der als Fino oder als Olo­roso ange­legt wird.
Pale Cream
Hel­ler, kom­mer­zi­el­ler Sherry, der mit Mis­tela gesüßt wurde.
Manzanilla Pasada
Hoch­fei­ner, gereif­ter Man­za­nilla, der nur kurz unter der Flor­hefe gele­gen hat. Er zeigt eine sal­zige Note.
Raya
Schlicht­sü­ßer Sherry-Typ, der aus getrock­ne­ten Trau­ben her­ge­stellt und prak­tisch nie abge­füllt, son­dern nur als Ver­schnitt­wein ver­wen­det wird.
Sherry-Herstellung

Sherry-Herstellung (© www.ernestopauli.ch)

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