Schaumweine

Der Glanz, der vom Cham­pa­gner aus­geht, hat dazu geführt, daß die Tech­nik der Fla­schen­gä­rung heute welt­weit kopiert wird. Die hohe Kunst der Schaum­wein­er­zeu­gung beherr­schen dage­gen nur wenige. Diese weni­gen haben jedoch gezeigt, dass sich auch außer­halb der Cham­pa­gne hoch­klas­sige Schaum­weine erzeu­gen las­sen – aus den glei­chen oder aus ande­ren Sorten.
Cham­pa­gner wird tra­di­tio­nell aus einer Mischung von drei ver­schie­de­nen Sor­ten her­ge­stellt: der wei­ßen Char­don­nay und den roten Pinot Noir und Pinot Meu­nier. Die bei­den roten Sor­ten wer­den zu Weiß­wein ver­ar­bei­tet, indem der Saft ohne die Scha­len ver­go­ren wird. Die Farbe, die in den Scha­len sitzt, kann also nicht in den Wein über­tre­ten. Pinot Noir gibt dem Wein die Fülle, Char­don­nay die Finesse, Pinot Meu­nier die Fruchtigkeit.
Die Assemblage
Vor der Fla­schen­gä­rung müs­sen die Weine aus den drei ver­schie­de­nen Sor­ten zu einem Wein wer­den. Assem­blage heißt die­ser Vor­gang. Dabei wird fest­ge­legt, in wel­chem Ver­hält­nis die drei Weine gemischt wer­den. Die Assem­blage erfor­dert gro­ßes Ver­kos­tungs­ge­schick. Oft müs­sen Dut­zende von Wei­nen ver­schie­de­ner Tanks und Fäs­ser ver­kos­tet wer­den, bevor die Ent­schei­dung fällt, ob und in wel­chem Umfang sie in den end­gül­ti­gen Wein ein­ge­hen. Die Assem­blage ist daher immer Auf­gabe meh­re­rer Per­so­nen. Der Kel­ler­meis­ter schlägt zwei oder drei Mischun­gen vor, die Besit­zer, der Ver­kaufs­di­rek­tor und andere gute Zun­gen sind ein­ge­la­den, sie zu pro­bie­ren und gege­be­nen­falls abzuändern.
Die Champagnerstile
Die Assem­blage bestimmt den Stil eines Cham­pa­gner­hau­ses. Bol­lin­ger benutzt tra­di­tio­nell einen hohen Anteil Pinot Noir, Billecart-Salmon einen erhöh­ten Anteil Char­don­nay. Hoch­wer­tige Cham­pa­gner ent­hal­ten oft auch einen klei­nen Anteil älte­rer Weine. Krugs Grande Cuvée besteht immer aus min­des­tens sechs ver­schie­de­nen Jahr­gän­gen. Sie aus­zu­wäh­len, gehört zur Kunst der Assem­blage dazu. Auch muss Cham­pa­gner nicht zwangs­läu­fig aus allen drei Sor­ten erzeugt wer­den. Er kann auch nur aus Char­don­nay (Blanc de Blancs) oder nur aus Pinot Noir (Blanc de Noirs) gekel­tert wer­den – letz­te­res ist zum Bei­spiel beim Rosé-Champagner der Fall. Von der Assem­blage hängt maß­geb­lich der Erfolg eines Cham­pa­gner­hau­ses ab.
Crémant, Sparkling Wine, Spumante, Cave, Sekt
Die Kunst der Schaum­wein­her­stel­lung beherr­schen heute nicht nur die Champagner-Erzeuger. Aus Kali­for­nien und Aus­tra­lien kom­men einige erst­klas­sige Schaum­weine aus Chardonnay- und Pinot-Noir- Trau­ben. Sparkling Wines wer­den sie dort genannt. Auch in Ita­lien wer­den aus die­sen Sor­ten einige hoch­klas­sige Spu­mante erzeugt. In Frank­reich selbst, etwa im nörd­li­chen und süd­li­chen Bur­gund, wird Schaum­wein über­wie­gend aus Chardonnay- Trau­ben gekel­tert. Cré­mant hei­ßen alle außer­halb der Cham­pa­gne erzeug­ten Schaum­weine. Neben dem Cré­mant de Bour­go­gne gibt es den Cré­mant de Loire (Sorte: vor­wie­gend Che­nin Blanc), den Cré­mant de Die (Sorte: Clai­rette), den Cré­mant d’Alsace (Sor­ten: Pinot Blanc, Pinot Gris, Pinot Noir, Auxer­rois, Ries­ling), Cré­mant de Limoux (Sorte: Blan­quette), den Cré­mant de Bor­deaux (Sor­ten: Sémil­lon, Sau­vi­gnon Blanc, Musca­delle). Einige sind Cham­pa­gnern eben­bür­tig. Auch in Öster­reich und Deutsch­land, des­sen Sekte im 19. Jahr­hun­dert die größ­ten Kon­kur­ren­ten Frank­reichs waren, errei­chen man­che Schaum­weine durch­aus das Niveau guter Cham­pa­gner – auch wenn sie aus ande­ren Reb­sor­ten gewon­nen wer­den (in Öster­reich Grü­ner Velt­li­ner, Welsch­ries­ling und Ries­ling, in Deutsch­land über­wie­gend Ries­ling). Glei­ches gilt für den Cava aus dem Pene­dès, den bekann­tes­ten spa­ni­schen Schaum­wein. Der Ruhm des roten rus­si­schen Krim-Sekts ist seit 1917 verblichen.
Prestige-Cuvées und Jahrgangsschaumweine
Neben ihrem Standard-Schaumwein, der in gro­ßen Men­gen her­ge­stellt wird und ein Jahrgangs-Verschnitt ist, erzeu­gen fast alle Häu­ser beson­ders hoch­wer­tige Cuvées in begrenz­ter Anzahl. Berühmte Prestige-Cuvées sind „R.D.“ und „Grande Année“ (Bol­lin­ger), „Louise Pom­mery“ (Pom­mery), „Cris­tal“ (Roede­rer), „La Grande Dame“ (Veuve Cli­quot), „Com­tes de Cham­pa­gne“ (Tait­tin­ger) und „Nico­las François“ (Billecart-Salmon). Sie beste­hen aus Wein der ers­ten Pres­sung, ent­hal­ten einen gro­ßen Anteil Reserve-Weine, haben lange auf der Hefe gele­gen und besit­zen ein Alte­rungs­ver­mö­gen von bis zu 20, 30 Jah­ren. Ähnli­ches gilt für Jahrgangs-Schaumweine.