Wildreben, die traubenähnliche Früchte trugen, hat es schon gegeben, bevor der Mensch in die Geschichte eintrat. Davon zeugen fossile Traubenkerne, die 60 Millionen Jahre alt sind. Die Reben wuchsen in den endlosen Wäldern, die die gemäßigten Zonen des Planeten Erde damals bedeckten. Um ans Licht zu kommen, mussten sie sich hochkämpfen. Sie entwickelten Ranken und konnten auf diese Weise an den Bäumen emporwachsen. Vitis silvestris nennen die Rebforscher sie: die Waldrebe. Ihr Verbreitungsgebiet muss weit über die Grenzen der heutigen Anbaugebiete hinausgegangen sein. Sie wuchsen zum Beispiel in Afghanistan und in Ägypten, am Amur und im Mittleren Westen Amerikas, in der Karibik und in Mexiko. Allerdings war das Klima damals wärmer als heute. Mit den Eiszeiten zog sich die Rebe wieder in die gemäßigten Zonen zurück: in den Mittelmeerraum und nach Vorderasien. Aber kaum dass sich die Erde wieder erwärmte, breiteten sich die Reben erneut nach Norden aus. Im Gegensatz zu den heutigen Kulturreben war die wilde Waldrebe zweigeschlechtlich. Das heißt: Es gab nur männliche und nur weibliche Pflanzen. Für die Ausbreitung sorgten der Wind, der die Samen verwehte, sowie beerenfressende Vögel und Säugetiere. |